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Welches Jahr wird ein großes Jahr mit 13 Monaten?

Unterstehender Texte bieten Grundlagen bei der Frage, wie die Menschen früher ihr Mondjahreskalender auf dem agrarischen Jahr abstimmten.

Die babylonischen Priester verfeinerten im Laufe der Jahrhunderten ihre Jahreslaufbetrachtungen immer mehr. Sie beobachteten speziell während der Morgendämmerungen die absteigenden und die aufsteigenden Sterne und bemerkten, wann und nach wie vielen Tagen z.B. ein rötlicher, ein bläulicher oder ein gelblicher Stern am östlichen Himmel sichtbar wurde.

Sie notierten, in welchem Monat und an welchem Tag diese Sterne ihre neue Sichtbarkeitsperiode anfingen, und konnten so auch während des ganzen Jahres nachverfolgen, ob die eingefügten Schaltmonate stimmig waren.

In den Mul-Apin-Texten (ab 687 v. Chr.) gibt es unterschiedliche Schaltregeln, nach denen man sich richten konnte. Man schaute z.B. zum neuen Sichtbarwerden vom Siebengestirn am Morgenhimmel. Oder nach die Konjunktion vom Siebengestirn und Mondsichel am ersten Frühlingsmonat:

„Wenn die Plejaden und der Mond am 1. Nisannu einander die Waage halten,
ist dieses Jahr normal (GI.NA-ta);
wenn der Mond und die Plejaden einander am 3. Nisannu die Waage halten,
ist dieses Jahr übergroß (DIRI-at)

Mul-Apin II Gap 8 Af.

Bartel Leendert van der Waerden übersetzte dies in astronomischen Begriffen: „Wenn am 1. Nisannu Mond und Plejaden in Konjunktion stehen, so ist dieses Jahr normal; wenn erst am 3. Nisannu, so ist dieses Jahr ein Schaltjahr“.

Am 3. Nisannu ist die Sichel 3 Tage alt, am 1. Nisannu ist die Sichel das Neulicht. Gibt es die erwartete Konjunktion nicht am Neujahrsabend (am 1. Nisannu), sondern erst am 3. Abend der ersten Frühlingsmonat, dann hat dieses Jahr übergroß zu werde. Das Jahr bekommt einen 13. Monat.

Die Sternengruppe nahe Mul.mul wurde is li-e (Kinnlade des Stieres) genannt. Nach der späteren griechischen Darstellung ist der rötliche Stern das Auge des Stiers (Aldebaran) und die Plejaden befinden sich im Rücken des Stieres.

Relative lange änderte sich zunächst nichts an dem Mondkalender. Ein königliches Dekret aus dem Jahr 541 v. Chr berichtet, dass im laufenden Jahr ein zweiter Adaru erfolgen wird. Vom König mit dem Trio "Abendsichel, Plejaden und Venus" gibt es unterschiedliche Abbildungen, siehe unten.

Ab 527 v. Chr. folgte die Umstellung auf einen 8-jährigen Schaltmonatezyklus, der im Laufe der Jahre jedoch sich als zu ungenau erwies. Acht Jahre dauert auch 5 Perioden von Nin.dar.an.na. Die Venuserscheinungen während 5 Mal Abend- und 5 Mal Morgenplanet wiederholen sich nach acht Jahren (minus etwa 2,5 Tage). Die Babylonier rechneten, dass 8 Jahr später die Venuserscheinungen 4 Tage früher im babylonischen Monat stattfinden (5 Venusperioden dauert 99 Monate minus 4 Tage).

Ab 499 v. Chr. wurde ein 19-jähriger Zyklus benutzt, mit 7 Schaltmonaten in 19 Jahren.

Eine Variante davon wird auch heutzutage noch für die jüdische und die christliche Osterberechnung benutzt.

Hinter dem Kopf eines babylonischen Königs sind Mul.mul, Sichel und Nin.dar.anna (Venus) abgebildet. Vor ihm die geflügelte Sonne und andere Götter.


Vor dem babylonischen Königs sind die geflügelte Sonne und die Sichel abgebildet.

Hinter ihm die achtstrahlige Nin.dar.anna (Venus), Mul.mul (das Siebengestirn) und andere Götter.

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