Sonne, obere und untere Planeten
Seit Jahrtausenden haben sich Menschen auf verschiedene Arten am Himmel orientiert. So lernten etwa die Griechen im 3. Jahrhundert v. Christus die babylonische Astrologie kennen und machten aus dem «bunten Gemisch» eine übersichtliche Lehre. Durch ihren Blick für Zusammenhänge betrachteten sie den Himmel als Ganzes.
In den griechischen Philosophenschulen wurde die Astrologie heftig diskutiert. Manche hielten die Namen der Planeten für zufällig – darum könne man Venus und Mars auch keine spezifischen Eigenschaften zuschreiben. Für andere, die überzeugt waren, dass der Mensch über einen freien Willen verfüge und für seine Taten verantwortlich sei, war alles, was nach Vorsehung (Prädestination) roch, ohnehin inakzeptabel.
Man machte einen Unterschied zwischen «dem Himmel als Zeichen» und der Auffassung, dass der Himmel eine reale Wirkung habe.
Die Sonne dirigiert die jährliche Bewegung aller Planeten
Die Abbildung, ein stark vereinfachtes griechisches Weltbild, zeigt etwas Überraschendes: Obwohl die Erde im Mittelpunkt steht, nimmt die Sonne die zentrale Position ein.
Der Umlauf von Merkur und Venus um die Erde ist an den der Sonne gekoppelt. Diese sogenannten «unteren Planeten» folgen der Sonne in ihrem jährlichen Rundgang und haben außerdem einen eigenen Umlauf.
Merkur ist links von der Sonne abgebildet. Er nähert sich der Erde und ist dann rechts von der Sonne.
Venus (auf der Abbildung rechts von der Sonne) entfernt sich von der Erde und wird dann eine Position links von der Sonne einnehmen. Beide bewegen sich im Jahreslauf mit der Sonne, ihre Bewegung ist beschränkt. Sie wechseln fortwährend ihre Position zur Sonne – kommen und gehen, sind immer unterwegs.
Mars, Jupiter und Saturn verhalten sich ganz anders. Jeder von ihnen kann überall auf seinem großen Kreis stehen; in dieser Hinsicht ist jeder ohne Einschränkungen. Diese sogenannten «oberen Planeten» beschreiben auch zwei Kreise gleichzeitig:
Jeder durchläuft in seinem eigenen Tempo den großen Rundgang, Saturn braucht dazu 30 Jahre, und beschreibt außerdem jährlich noch einen Kreis.
In der Abbildung steht Mars der Sonne gegenüber, in minimaler Entfernung zur Erde. Saturn, der sich in Konjunktion mit der Sonne befindet, ist maximal entfernt von der Erde. Als, von der Erde aus gesehen, die Sonne vor Jupiter stand, vor gut zwei Monaten also, stand Jupiter in maximaler Entfernung von der Erde. Jetzt, während der Winkelabstand zwischen ihm und der Sonne größer wird, nähert er sich der Erde an. Alle Planetenbewegungen verlaufen gegen den Uhrzeigersinn.
Es zeigt sich: Der Ort im kleinen Kreis hängt von der Position der Sonne in Bezug auf die Erde ab!
Saturn und Jupiter bewegen sich in einer bestimmten kosmischen Richtung subtil und streng geordnet mit dem jährlichen Sonnengang mit. Sie bleiben während eines Jahres ihrer eigenen Richtung «treu». Dieses Verhältnis zur Sonne ist ganz anders als bei Merkur und Venus, die wie die Sonne von Monat zu Monat in einer anderen Richtung stehen, jedoch innerhalb dieser Beschränkung viel «eigenen Spielraum» zur Verfügung haben.Die Sonne dirigiert die jährliche Bewegung aller Planeten, macht das jedoch bei Saturn, Jupiter und Mars ganz anders als bei Venus und Merkur.
Ober- und untere Verhaltensstilen
Fast zwei Jahrtausende später konnte bewiesen werden, dass sich die Planeten um die Sonne bewegen. Das griechische Weltbild behält jedoch seinen Wert, weil es uns auf Verhältnisse aufmerksam macht. Wie sich am Himmel die Planeten zur Sonne bewegen, kann beim Menschen in seinen Verhaltensstilen wiedererkannt werden.
Ein Beispiel: Ein Mensch, der sich fortwährend bemüht, wie schwer die Umstände auch seien, ein Ideal zu verwirklichen, hat eine obere Verhaltensweise. Die Art und Weise, wie er sich einsetzt, verwandelt sich im Laufe der Zeit, seinem «Leitstern» bleibt er dabei aber fortwährend treu.
Wenn man gute Laune hat, wenn etwa das favorisierte Sportteam siegt, man darauf unmittelbare Reaktion zeigt, ist das eine untere Art und Weise des Verhaltens.
Der untere Bezug zur Umgebung gibt dem Leben Schwung und Gemütlichkeit, das Obere gibt neue Impulse und Entwicklungen.
Oorspronkelijke versie in: a tempo 7/2004
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