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"In Übereinstimmung mit den Jahreszeiten
gestaltete er die Sterne"

"Für die 12 Monate, je drei Sterne stellte er hin"

Im babylonischen Weltschöpfungsepos sind die Monate mit den Sternen verknüpft. Der Gott Marduk erschuf das Jahr und verteilte es in 12 Monaten. Für jeden Monat stellte er je drei Sterne hin.

„Für jeden der zwölf Monate erschuf er drei Sterne. In Übereinstimmung mit den Jahreszeiten gestaltete er die Sterne”.

Der Gott Marduk kann gleichzeitig in vier Richtungen schauen.
Sein linker Fuß steht auf einem Widder.

Aus der Zeit von ungefähr 1600 v. Chr. stammen zwei Texte, in denen bei jedem Monat ein Stern von Elam, ein Stern von Akkad und ein Stern von Amurru stehen. Zum zehnten Monat z.B. gehört als Elam-Stern MUL.GU.LA, der später mit Wassermann übersetzt wurde, als Akkad-Stern MUL.A2musen (Adler) und als Amurru-Stern MUL.AL.LUL. (wahrscheinlich Prokyon). – In den Texten wird kein Unterschied zwischen einem Stern und einem Sternbild gemacht. Der Anfang MUL bedeutet Stern oder Sternbild, in der Übersetzung wird dieser Wortteil meistens weggelassen.

Niedrige Götter auf Grenzsteinen (1400 bis 1200 v. Chr.)

Grenzstein (Kudurru) mit dem Himmelstrio und den niedrigen Göttern. Ziegenfisch hat eine Stelle gleich unterhalb des Trio

In den vier Landesregionen, die man verschiedenen Göttern zuschrieb, wurden die Grenzsteine aufgestellt um Plünderungen zu verhindern. Den Räubern war der Fluch der Gottheit, welche auf dem Grenzstein abgebildet war, gewiss. Die Grenzsteine datieren wahrscheinlich aus 1400 bis 1200 v. Chr.

Unterhalb des Himmelstrio Sonne, Venus und Mond sind mythologischen Wesen, ihre niedrigen Götter abgebildet. Sie standen mehrstockig in Reihen. Die Höhe gibt die Ordnung an.

Mehrere dargestellten Götter gehörten zu den 36 Monatsgötter. In den kommenden Jahrhunderten wurden Sterne und Gruppe Sternen nach ihnen genannt. Andere mythologischen Wesen waren nicht ein Stern von Elam, ein Stern von Akkad oder ein Stern von Amurru. Ihre Namen und Gestalten wurden jedoch zwischen 1100 en 700 v. Chr. auch zum Sternbild.

Die babylonischen Vorläufer unseren Sternbilder Steinbock, Skorpion und Schütze waren auf mehreren Grenzsteinen dargestellt.


SUHUR.MAS Ziege-Fisch

Der Ziegenfisch hat auf den Grenzsteinen öfters eine hohe Position. Er ist ja verbunden mit dem Gott Ea.

Dieser Gott und die große Muttergöttin hatten aus Lehm den Menschen geschaffen. Der weise Mann lehrte ihn Handwerke und Künste und stand ihm bei seinen Problemen zur Seite. Die Behausung des Gottes lag im Welten-Wasser, einem riesigen Ozean unter der Erdoberfläche, aus dem alle Quellen und Flüsse gespeist wurden. Ea herrschte sowohl über die tiefsten Gewässer als auch über die höchsten Berge. Sein Haustier war ein Ziegenfisch, ein Ziegenbock mit einem Fischschwanz, der den Namen SUHUR.MAS trug («Suhur» bedeutet Ziege, «Mas» ist ein Fisch). Der Ziegenfisch konnte überall sein, wo Ea herrschte.

SUHUR.MAS hat den Oberkörper eines Steinbocks und den Unterleib eines Fisches. Hinter ihm ist ein Widderkopf. Der lateinische Name dieses Tiers ist Capricornus, eine Übersetzung des griechischen Wortes Aigo-keros, «Ziegenhorn».

In der deutschen Name Steinbock ist die Betonung der Hörner verschwunden. Auf den Himmelskarten wird der Steinbock öfters, wie seine Vorläufer, mit Fischschwanz dargestellt.


Skorpionmensch mit Vogelpfoten

Der Skorpionmensch halt Wacht. Er erregt furchtbaren Schrecken. Sie anzusehen führt zum Tod (Gilgamesch, die neunte Tafel)


Der Schütze ist dargestellt mit einem Menschenkopf und einem Hundekopf, zwei großen Flügeln und einem Pferdeunterleib mit zwei Schwänzen: einem Pferdeschwanz und einem Skorpionschwanz. Während er sich konzentriert auf dem Schiessen, ist ein Skorpion auf dem Weg ihn zu treffen.

Die zwölf Ea-, die zwölf Anu-
und
die zwölf Enlil-Sterne

Der älteste überlieferte Text des 12 Monatslisten mit je drei "Stern(bild)namen" wurde um 1100 v. Chr. hergestellt. Für die 12 Monate gab es 36 Götter, zu jedem Monat gehörten drei Götter / drei Sterne.

Aus der Periode vor 1100 v. Chr. gibt es einen kreisförmigen Astrolab, eine Tabelle mit der Einteilung der 36 Sterne, den zwölf mal drei Sternen im Jahreslauf. Auf einem flachen, runden Stein gehen von der Mitte aus zwölf Strahlen, die drei innere Kreise durchschneiden. Das ergibt zusammen 36 Felder. Die Namen der zwölf Monate stehen im äußersten Kreis. In jedem der zwölf Felder steht ein Name in Keilschrift. Unter jedem Monat stehen seine drei Sterne; in jedem Feld steht ein Sternname verzeichnet und zu welcher der drei Gruppen er gehört. Die Namensgebung hatte sich allerdings verändert. Statt Elam-, Akkad- und Amurru-Sterne sind es nun zwölf Ea-, zwölf Anu- und zwölf Enlil-Sterne. Das Ganze ist im Uhrzeigersinn aufgelistet.

Von ungefähr 1100 v. Chr. an wurden ähnliche Einteilungen in geraden Tabellen aufgestellt: eine Kolumne mit den Namen der zwölf Monate und drei Kolumnen mit je zwölf Namen. Die Name konnte auch die Name eines Planeten sein.

Die Kommentare berichten: Der Stern, der im Südosten erscheint, ist ein Ea-Stern; der Stern, der im Osten aufgeht, ist ein Anu-Stern; der Stern, der im Nordosten sichtbar wird, ist ein Enlil-Stern. Auch die Bedeutung der Sterne in mythologischer und landwirtschaftlicher Hinsicht wurde beschrieben.

Die babylonischen Priester stiegen früh am Morgen die Treppentempel empor und richteten ihr Augenmerk darauf, ob die drei Sterne, die einem bestimmten Monat zugeordnet waren, kurz vor Sonnenaufgang sichtbar wurden. Nachdem ein Stern am Abendhimmel verschwunden war, wurde er meistens etwa 10 bis 70 Tage später zart am östlichen Himmel wieder sichtbar (Sterne auf dem Sonnenweg bleiben etwa 40 Tage unsichtbar, nördlich gelegene Sterne kürzer, südlich gelegene länger) und ging dann genügend früh vor der Sonne auf, um kurz sichtbar zu sein, ehe er beim Hellwerden des Himmels verblasste (s. Anm. 1, 2).

Die Anordnung der 36 Sterne entspricht nur teilweise der fünf Jahrhunderte älteren Reihefolge. Die „von Marduk erschaffenen” Sterne, die Elam-, Akkad- und Amurru-Sterne, waren an mehreren Stellen anders über die drei Reihen verteilt. Die Unterschiede zwischen der ersten und der späteren Einteilung ruft Fragen auf. Wieso sind im Laufe der Jahrhunderte die 36 Sternnamen den zwölf Monaten des Jahres anders zugeordnet worden?

Die alten Texte wurden im 20. Jahrhundert mit anderen Schriften verglichen und so wurden die Namen der zwölf Elam-, der zwölf Akkad- und der zwölf Amurru-Sterne auf den Sternbildern aus der griechischen Überlieferung bezogen.

Die griechischen Dichter Homer und Hesiod waren sich etwa 700 v. Chr. einig über Bilder (Wagen, Orion und Stier ERGÄNZEN) und Sterne (Siebengestirn, Sirius, Arktur und .. ) Aus späteren Texten zeigt sich, dass sie über viele Einzelkeiten gar nicht einig waren. Auch in aktuellen Forschung tauchen immer wieder neue Fragen auf.

Die uns heute bekannten Namen wie Zwillinge, Rabe, Waage, Skorpion, König (Regulus ist der heutige offizielle Name), das Feld (das leere Pegasus-Viereck) und die Wasserschlange (Hydra) gehören zu den 36 ältesten babylonischen Sternnamen, außerdem SIBA.ZI.AN.NA, übersetzt: treuer Himmelshirte. Wir nennen seine Sterngruppe Orion, das ist der griechische Name für den mythologischen Jäger (Riesen). Die Babylonier kannten auch Sternbilder, die später andere Namen bekamen, wie z.B. die Ziege und den Pfeil. Die Sterne, die hierzu gehören, heißen heute Leier (Sternbildname) und Sirius (Name eines einzelnen Sterns).

Die Namen von Schütze, Steinbock und 33 anderen Sternbildern kommen als Sternnamen allerdings erst in Schriften aus dem Jahr 700 v. Chr. vor.

Erst etwa tausend Jahre später wurden sie mit ähnlicher Form als Sternbilder gemalt.

Die späteren ägyptischen Abbildungen der zwölf Sternbilder des Tierkreises sind den babylonischen sehr ähnlich. Griechen und Römer haben die Namen und die Gestalten der Sternbilder übernommen und weiter verbreitet.

Planeten und helle Sterne sind Naturphänomene, die Sternbilder sind gewissermaßen Geschenke aus der babylonischen und griechischen Kultur.

Der Sternkatalog mulAPIN

Das Wissen des Auf- und Untergehen der Sterne nahm zu und um 700 v. Chr. war man auch vertraut mit den Sterne hoch im Süden. In Mul-Apin waren die Namen und Gestalten der 36 babylonischen Monatsgötter und außerdem der anderen Götter an die Sterne des Himmels übertragen. 71 Sternnamen wurden aufgelistet.

Aus der Zeit um 700 v. Chr. ist eine Art Standardwerk, der Sternkatalog mulAPIN, bewahrt geblieben. Anstelle von 36 waren es jetzt 71 Sternnamen. Beispiele hinzugekommener Namen sind: der Jagdgott Pabilsag (der heutige Schütze), die Ähre (Spica), die Brust des Skorpions (Antares), der Tagelöhner (in diesem Himmelsgebiet würde sich später, durch ägyptische Einflüsse, der Widder befinden) und der Hund (Herkules). Das Sternbild Fische gab es damals noch nicht. In ihrem Himmelsgebiet sah man eine Schwalbe und eine Himmelsgöttin, die wie die späteren Fische mit zwei Fäden und einem Knoten aneinander gebunden waren. Das Gebiet der Schwalbe war größer als das heutige Gebiet der westlichen Fische, die Himmelsgöttin nahm ein viel größeres Gebiet als die nördlichen Fische ein.

Wahrscheinlich enthält der Katalog das gesamte Wissen der damaligen Zeit. Die Einteilung in zwölf mal drei Sterne war aufgehoben, stattdessen gab es zwei Listen:
* Eine Liste, die die Aufgangsrichtung der Sterne als Ausgangspunkt nahm: Im Nordosten gingen 33 Enlil-Sterne auf, im Osten 23 Anu-Sterne und im Südosten 15 Ea-Sterne.
* Eine Liste des heliakischen Aufgangs der 36 Sterne in den zwölf Monaten des Jahres. Im Gegensatz zu den früheren Listen haben in manchen Monaten nur zwei Sterne ihren heliakischen Aufgang, während es in anderen Monaten sogar vier sind.
In diesen neuen Listen, die das Ergebnis sorgfältiger Beobachtungen waren, sind viele Sternnamen anders angeordnet als 1100 und 1600 v. Chr. Auch neue Auflistungen finden sich im mulAPIN über:
* die Zeiten zwischen dem heliakischen Aufgang der hellsten Sterne (Sirius, Arktur usw.),
* die gleichzeitig auf- und untergehenden Sterne (z.B. Orion geht auf und der Schütze geht unter),
* einen aufgehenden Stern und den Stern, der zur selben Zeit am südlichen Himmel in seiner höchsten Stelle steht (kulminiert),
* die Zeitunterschiede beim Kulminieren aufeinanderfolgender Sterne – diese sind auf Minuten genau angegeben,
* die 17 oder 18 Götter, die auf dem Weg des Mondes stehen. Der Mond geht z.B. an den Plejaden, an Aldebaran, Orion, Capella und an den Zwillingen entlang,
* die Anfänge der neuen Sichtbarkeitsperioden der Planeten.

In der Literatur steht oft das Wort „paranatellonta”, was „die gleichzeitig aufgehenden Himmelslichter” bedeutet. Die Menschen damals hatten ein viel stärkeres Bewusstsein für Zeitabläufe als wir heute. Interessant ist, dass es damals keine Instrumente gab, um Winkel zu messen, doch es gab Instrumente, um kleine Zeitintervalle zu messen. Als Zeitmaß wurden Beru (eine Doppelstunde) und Ush (4 Minuten) gebraucht, eine Beru ist in 30 Ush aufgeteilt. Mit einer Wasseruhr konnte man in ½ Ush, also zwei Minuten genau messen.

Vergleichen wir die Beobachtungslisten von 700 v. Chr. mit den früheren Sternenlisten, taucht die Frage auf, ob die ältere Einteilung der Sterne in Enlil, Anu und Ea (1100 v. Chr.) und die noch ältere in Elam, Akkad und Amurru (1600 v. Chr.) sich überhaupt auf Beobachtungen stützen oder nicht, und falls ja, was für eine Art von Beobachtungen das waren.

Während der Zeit der großen Entdeckungsfahrten bemühten sich die Astronomen um das räumlich exakte Wahrnehmen von Lichtpunkten und ihrer geometrischen Verhältnisse. Das war jedoch in babylonischer Zeit sicher noch nicht der Fall. Die Priester schauten auf eine ganze andere Art und Weise zu den Sternen. Sie waren vertraut mit der Reihenfolge, in der die Sterne erschienen, so z.B.: Einige Zeit nach dem blauen Regulus erschienen die blaue Spica und der orangefarbene Arktur und dann begann es zu dämmern. Vielleicht rief bei ihnen die Erfahrung von farbigen Lichtern in der jeweiligen Reihenfolge in dem betreffenden Monat eine besondere seelische Gestimmtheit hervor. Konnten sie an solchen Erfahrungen die Sterne unterscheiden?

Um 700 v. Chr. waren die Vorzeichen noch fast so einfach wie in den Jahrhunderten davor. Der Priester benannte ein Phänomen und deutete es mit Hilfe der Zitate aus der Enuma Anu Enlil: „Wenn der Stern Marduk am Anfang des Jahres erscheint, wird es eine reiche Ernte geben.” (Der „Stern Marduk” ist der Planet Jupiter, der Stadtgott von Babylon.)

Nur selten wurde das Sternbild, in dem der Planet stand, benannt. Dazu ein Beispiel: „Wenn der Stern Marduk in SIBA.ZI.AN.NA (Orion) tritt, werden die Götter das Land fressen.” Für uns befindet sich Jupiter nie bei den hellen Sternen des Orion, er zieht nördlich der Schultern am Jäger vorbei. Man bekommt den Eindruck, als ob die Priester das erstmalige gemeinsame Aufgehen von Jupiter und Orion für das „Eintreten Jupiters in Orion” hielten.

Im mulAPIN stand weiterhin, dass die Wärme von der Sonne stammt. Das war eine neue Erkenntnis der Babylonier, bislang hatte man die zunehmende Hitze mit dem heliakischen Aufgang des Sirius in Zusammenhang gebracht: Das Sichtbarwerden des Sirius am Morgenhimmel „brachte” die Hitze. Sein Erscheinen kurz vor der aufgehenden Sonne fand damals kurz nach dem längsten Tag des Jahres statt, am Beginn der wärmsten Periode des Jahres. (Im Gebiet des alten Babylonien sind die Unterschiede zwischen Sommer und Winter viel geringer als auf unserem nördlichen Breitengrad.)

Schritte auf dem Wege zur Vorstellung des Tierkreises

Die Liste der 17 bis 18 Götter, die auf dem Weg des Mondes stehen, kann man als einen Vorläufer der räumlichen Vorstellung des Tierkreises ansehen, in dem Mond, Sonne und Planeten an bestimmten Sternen vorbeiziehen. Zum ersten Mal ist beschrieben, dass der Mond, ein „Wanderlicht”, nur an bestimmten Sternen vorbeizieht. Die babylonischen Priester hatten eine neue Fähigkeit entwickelt: Sie konnten beim Betrachten der bunten Vielfalt der Mondphänomene den Weg des Mondes zwischen den Sternen unterscheiden.

Die Liste begann mit dem Stier und enthielt die Namen der meisten späteren Tierkreisbilder. Es finden sich jedoch auch Namen von Sternen, die 250 Jahre später nicht in den Tierkreis aufgenommen wurden, wie Orion und Capella. Heutiger Auffassung nach kann der Mond, räumlich betrachtet, jedoch nicht zwischen den hellsten Sternen des Orion oder bei der viel nördlicher aufgehenden Capella gestanden haben. Wahrscheinlich wurde das gleichzeitige Aufgehen von Mond und Capella als „der Mond steht bei Capella” aufgefasst. Die Liste endete mit dem Tagelöhner (Widder).

Die Aufzählung der 17 bis 18 Götter, die auf dem Weg des Mondes stehen, ist der erste Text, in dem auch andere Fakten, wie das Auf- und Untergehen der Sterne, beschrieben werden. Dem Weg von beispielsweise Jupiter oder Mars entlang der Sterne wurde keine spezielle Aufmerksamkeit geschenkt. Es wurde also nicht beschrieben, was heute in den Ephemeriden eine so wichtige Stelle einnimmt. Und man machte sich auch keine Gedanken über den Weg der Sonne entlang der Sterne, wie dies ein paar Jahrhunderte später der Fall war.

In einem anderen Kapitel des mulAPIN werden die vier astronomischen Jahreszeiten beschrieben:
* Die Sonne steht drei Monate auf dem Weg von Anu: Wind und Sturm.
* Die Sonne steht drei Monate auf dem Weg von Enlil: Ernte und Hitze.
* Die Sonne steht drei Monate auf dem Weg von Anu: Wind und Sturm.
* Die Sonne steht drei Monate auf dem Weg von Ea: Kälte.

Diese Monate dauerten 30 Tage, sie wurden benutzt für das Beschreiben der Bewegungen der Sonne, Mond und die Planeten. Die Babylonier benutzten im täglichen Leben einen Kalender, die nicht so regelmäßig verläuft, den Mond-Monatskalender.

Diese Liste der Jahreszeiten können wir als den Vorläufer einer Einteilung des Sonnenweges in zwölf Tierkreiszeichen von 30 Grad ansehen, in welcher der Sonne jeden Monat eine andere Eigenschaft zugeschrieben wird. Der Begriff Tierkreis ist jedoch im mulAPIN in keinem Zusammenhang erwähnt.

Bemerkenswert ist, dass jede dieser vier Jahreszeiten in drei sog. künstliche Monate aufgeteilt ist, aber in den Texten nichts über die zwölf Teile des Sonnenweges geschrieben steht. Erst Jahrhunderte später stellte man sich den Sonnenweg aufgeteilt in die zwölf Tierkreiszeichen vor.

Periodische Listen, algebraische Berechnungen
und Voraussagen

Die Beschreibungen der Art und Weise, wie der Mond, ein Planet oder ein Stern erscheinen, werden nach 700 v. Chr. ausführlicher und bildhafter. Die Texte beschreiben u.a. genau die Farbe eines Sterns bei seinem Aufgehen, die Farbe und Helligkeit des Mondes, die Form der Hörner der Mondsichel und den Hof um den Mond.

In dieser sog. spätbabylonischen Zeit erscheinen auch die ersten Texte, in denen ein Himmelsereignis, meist eine Mondfinsternis, schon im voraus angekündigt wird. Sie zeigen, dass die babylonischen Himmelswächter die Fähigkeit erlangt hatten, mit Hilfe von periodischen Listen und algebraischen Berechnungen den Tag einer Mondfinsternis vorauszusagen. Die Mondfinsternisse wurden geordnet in Zyklen von 18 Jahren, den sog. Sarosperioden.Man hatte also Kenntnisse der kurzen und längeren Rhythmen, in denen sich bestimmte Phänomene wiederholen, erworben.

Von 700 v. Chr. an wurde in den Texten oft angegeben, ob die berechnete Himmelserscheinung stattgefunden hatte oder nicht. In den älteren Texten wurde niemals notiert, ob die Omina eingetroffen waren, oder ob der König oder das Volk an den Vorzeichen gezweifelt hatten.

Die Priester suchten ausgehend von den Phänomenen in der Enuma Anu Enlil, die Sammlung der Vorzeichen aus der Zeit vor 1100 v. Chr., welches Omen anzuwenden war. Sie berücksichtigten auch neue Regeln (s. Anm. 3); nur mit Hilfe von Regeln konnten sie die göttliche Himmelsschrift lesen. Die Priester verglichen auch die Ergebnisse ihrer Berechnungen mit den Omina aus der Enuma Anu Enlil und kamen so zu ihren Voraussagen.

Einige Beispiele: Der Himmelswächter berichtete dem König (670 v. Chr.):
* „Am 14. wird eine Eklipse stattfinden, das ist schlecht für Elam und Amurru, gut für den König, meinen Herrn. Möge das Herz des Königs, meines Herrn, sich erfreuen.”
* „Hat der Mond einen Hof und der Stern von Marduk ist innerhalb des Kreises, wird der König belagert werden. Ist der Kreis nicht geschlossen, deutet es nicht auf Böses.”

Außer den drei wichtigsten Göttern Shamash (Sonne), Sin (Mond), Ishtar (Venus) und anderen großen Göttern wie Marduk (Jupiter) und Nergal, der Kriegsgott (Mars), betete man auch Sterne an wie z.B. KAK.SI.DI (Prokyon und Sirius), SIBA.ZI.AN.NA (Orion) und MUL.MUL (Plejaden). Die Sterne waren die „Götter der Nacht”. So steht z.B. in einem Text, wie sich König Assurbanipal (ungefähr 650 v. Chr.) an SIBA.ZI.AN.NA wandte: „Sprich, und die großen Götter mögen dir beistehen. Sprich Recht, gib dein Orakel... Befreie mich aus meiner Verzauberung, tilge meine Sünden.”

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