Links: Castor und Pollux beim Aufstieg in liegender Position (östlicher Himmel).
Rechts: Die Zwillinge, in stehender Position sinkend, westlicher Himmel. Castor und Pollux sind noch relativ lange sichtbar.
Die Zwillinge haben jetzt ihren Glanzmonat
Die Zwillinge prangen im Januar die ganze Nacht am Himmel. Bei Sonnenuntergang sind sie noch im Aufgehen begriffen (NO). Im Laufe des Abends steigen sie höher und werden besser sichtbar. Sie finden dieses Tierkreisbild ohne Mühe durch das Paar von hellen Sternen, welches die Häupter markiert. Der oberste heißt Castor, der unterste, der heller ist, Pollux (ein griechisches Wort, das „viel Licht“ bedeutet).
Dieses Jahr 2002 ist es besonders einfach, die Zwillinge zu erkennen: Schauen Sie, welcher Lichtpunkt am Himmel am meisten auffällt – das ist der glänzende Jupiter. Dieser Planet hat jetzt, da er gegenüber der Sonne steht, seine größte Helligkeit. Jupiter befindet sich bei den Füßen der Zwillinge. Erblickt man den auffallenden Jupiter, so blickt man also gleichzeitig in Richtung der Zwillinge! Um Mitternacht steht das Tierkreisbild so hoch wie die Sonne zur Mittagszeit im Juni. In der Morgenfrühe kann man Castor und Pollux immer noch sehen, sie stehen dann im Nordwesten.
Am 26. und 27. Januar eilt der Mond durch die Zwillinge. An diesen Tagen ist das Sternbild durch das Licht des Mondes schwer erkennbar. Am 26., ungefähr zwischen 18.30 und 20.00 Uhr, zieht der Mond äußerst nahe am Jupiter vorbei.
Das mythische Paar Castor und Pollux stammt nicht von denselben Eltern ab; allerdings ist jeder von ihnen ein Zwilling. Die griechische Sage berichtet: Zeus (Jupiter) war enttäuscht über die hochmütig gewordenen Helden der Griechen. Er beschloss, sie durch einen Krieg zu vernichten. Eine schöne Frau sollte diesen Krieg auslösen. Der Himmelsherrscher ließ sein Auge auf Nemesis, die Göttin der Vergeltung, fallen. Als die junge Frau bemerkte, dass Zeus sie begehrte, verwandelte sie sich in eine Gans mit grauen Federn und flog zum Ende der Welt. Zeus aber durchschaute die List. Er verwandelte sich in einen Schwan und folgte der Wildgans mit mächtigen Flügelschlägen. Am Ende der Welt angekommen, trieb der prächtige Schwan die ängstliche Gans in die Enge und begattete sie.
Das Ei, das sie legte, ließ Zeus zur schwangeren Königin Leda nach Sparta bringen. Am Tage, da sie Zwillinge gebären sollte, fand Leda das große Ei. Und als dann ihre Kinder Klytämnestra und Castor geboren wurden, zersprang auch die Schale des Eis und zwei Götterkinder erblickten das Licht der Welt: Helena und Pollux. Leda erzog die Zwillingspaare gemeinsam. Castor, der Königssohn und Pollux, der Göttersohn, waren fröhliche und glückliche Kinder und wurden unzertrennliche Freunde. Doch um die Tochter der Nemesis und des Zeus, die schöne Helena, entbrannte schließlich der Trojanische Krieg. Und so vollzog sich alles in der Weise, wie Zeus es geplant hatte.
Die unzertrennlichen Helden Castor und Pollux bestanden ihre Abenteuer und Taten stets gemeinsam. Während eines Gefechtes starb Castor. Pollux flehte: „O Vater Zeus, lass mich mit ihm sterben!“ Zeus ließ ihm die Wahl: Entweder als Gott in aller Ewigkeit auf dem Olymp zu wohnen oder zusammen mit Castor die Hälfte der Zeit in der dunklen Unterwelt zu verbringen, die andere am Himmel. Dankbar wählte der unsterbliche Pollux die zweite Möglichkeit.
Castor und Pollux bilden neben allen anderen Sternen ein besonders deutliches Paar. Beim Aufgehen hat das Sternbild eine liegende Position, Pollux folgt Castor beim Aufstieg. Beim Untergehen stehen die jungen Helden nebeneinander. Während ihrer Wanderung in die dunkle “Unterwelt“ sind die beiden hellen Hauptsterne noch auffallend lange sichtbar.
a tempo 1/2002
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