Kein Konsensus über die große Goldscheibe
Was bedeutet die große Goldscheibe? Die meisten Forscher übernehmen die Interpretationen Vollmond oder Sonne. Gegenargumente sind:
- Sonne ist nicht am Nachthimmel sichtbar
- Vollmond oder Sonne wäre in Verhältnis zur Sichel übermäßig klein
- bei Vollmond wird das Siebengestirn zu stark verblasst um sichtbar zu sein
- keine der Entschlüsselungstheorien, siehe Internet, fügt sich mit astronomischen, kulturhistorischen und menschkundlichen Fakten gut zusammen
Bei der Betrachtung der Himmelsscheibe im Museum in Basel (2007 ?) wurde es mir klar: Venus ist abgebildet. Seitdem tauchte kein einziger Gegenargument auf.
Im Gegenteil, je mehr Wissen, umso stimmiger diese Hypothese.
Venus zu groß im Vergleich mit der Sichel?
Die Sichel doch als Morgensichel abgebildet. Am östlichen Himmel kann der abnehmende Mond sich ja so zu Venus verhalten.
Für vielen kommt Venus nicht im Frage, da ihre raumliche Abmessung im Verhältnis zur Mondsichel bedeutsam kleiner ist als auf der Scheibe dargestellt ist.
Je dunkler die Umgebung, umso heller und größer sieht Venus aus. Vor Sonnenaufgang sieht sie als ein schwaches Lichtfleckchen aus, bei Einbruch der Dunkelheit wächst ihre Größe. Sie leuchtet ja viel intensiver als die relativ graue Mondsichel, ihr Oberfläche spiegelt das Sonnenlicht kräftiger als der Mond.
Venus hat eine größere spiegelend Vermögen als der Mond, eine größere Albedo
Die intensive leuchtende Venus macht am dunklen Himmel einen viel größeren Eindruck als ihr räumlicher Umfang. Hat der Goldschmied hat nicht die räumliche Abmessungen dargestellt, sondern den Eindruck des aufleuchtenden Himmelsbild?
Zeigt die Scheibe
das Treffen dreier Himmelsgötter?
Da ist die noch offene Frage ob in Deutschland zur Zeit des Goldschmiedes den Planet Venus als ein Himmelsgott oder -Göttin verehrt wurde. Bisher wurde dies nicht erforscht (so weit ich es überschaue).
Aus Mesopotamien sind gebackenen Steinen mit Keilschriftexten und auch z.B. Grenzsteinen überliefert. Auf Grund dessen lässt sich sagen: im Mesopotamien gehörten Mond, Venus und MUL.MUL / "die Sieben Götter" zu den Hauptgöttern, ihr Verschwinden und Wieder-Erscheinen wurde verfolgt.
Die Himmelsscheibe von Nebra wurde, wenn sie 3700 bis 4100 Jahre alt wäre, etwa zur Zeit von dem sumerischen König Bur-Sin (ca. 1800 v. Chr.) hergestellt. Die Sumerer verfolgten in seinem Zeit das monatliche Wieder-Erscheinen der ersten Abendsichel kurz nach Sonnenuntergang. Sie beobachteten damals auch schon das Neu-Sichtbarwerden ihrer Hauptgöttin INANNA — unsere Venus — am Abend- oder Morgenhimmel. Für sie kehrte INANNA dann von ihrer Reise in die Unterwelt zurück.
Das erste babylonische Trio:
Sonne, Sichel und und die achtstrahlige Ishtar
Auf vielen babylonischen Grenzsteinen ist das Trio Sonne, Sichel und und die achtstrahlige Ishtar / Inanna / NIN.DAR.AN.NA (Venus) abgebildet.
/sichel-sonne-und-venus-335.html
Die Namengebung der 36 Sternen im Jahreslauf gehörte zu einer folgenden Phase der Himmelsbetrachtung in Mesopotamien (vor 1100 v. Chr.)
/je-monat-drie-sterne-338.html
Jahrhunderte danach, im 7. Jahrhundert, wurde der babylonische Gott oder König mit der Mondsichel, dem Siebengestirn (MUL.MUL) und der achtstrahlige NIN.DAR.AN.NA (Venus) abgebildet.
/mul-mul-siebengottheit-plejaden-80.html
Quelle: Sternen- und Planetenkalender 2020, April (Venus leuchtet weiss, im Kalender hat sie die Symbolfarbe grün)
Könnte es sein, dass die Nebra-Scheibe den schönen Augenblick darstellt, in dem sich die Abendsichel und Venus etwa gleichzeitig an den Plejaden vorbeizogen im Frühjahr 1602 v. Chr. am 27. Februar?
Der dänische Astronom Søren Toft stellte die Frage, ob ein solches Treffen ein wirklich einzigartiger Moment in der Geschichte war. Oder findet es vielleicht öfter statt?
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